Aus der Vergangenheit - die Großheubacher Geschichte
Der vor den Ost- und Westwinden geschützte Talkessel war schon lange vor unserer Zeitrechnung Siedlungsgebiet. Bei Hausbauten und besonders in den Sandgruben, die nordöstlich des Ortes liegen, werden immer wieder Nachweise einer Frühbesiedlung zutage gefördert: Urnen mit und ohne Leichenbrand. Auch die Hallstatt-Menschen, später dann die Römer und Salzfrächter, die mit ihrer kostbaren Fracht dem Eselsweg von Orb zum Neckar fuhren, wussten die milde Lage des Ortes zu schätzen und bauten hier ihre Häuser.
Der Name "Großheubach" leitet sich her vom Heidebach, heute Heubach, der den Ort in ein Ober- und Unterdorf teilt. Die Ortsbezeichnung "Heidebah" tauchte erstmals im Jahre 878 in einer Urkunde auf, die sich früher in Worms befand und heute im Staatsarchiv zu Luzern aufbewahrt wird. Der Ortsname "Grozzenheidbach" ist erstmals aus einer Verbriefung aus dem Jahre 1358 bekannt.
Großheubach gehörte zur alten "Zent zur Eich" und blieb es in Strafsachen auch dann, als der Deutsche Ritterorden Prozelten zum Verwaltungsmittelpunkt des Unteramtes machte. Am Ende des 12. Jahrhunderts waren die Schenken von Klingenberg die Grundherren von Großheubach, um 1270 die Herren von Bickenbach. Diese wurden 1291 in der Grundherrschaft vom Deutschen Ritterorden abgelöst. Von 1483/84 bis zum Jahre 1803 gehörte der Ort zum Gebiet des Kurfürsten von Mainz. In dieser Zeit waren mehrere kleine Adelsgeschlechter Inhaber von kleinen ritterlichen Lehen - man spricht von 42 Rittergütern -, von Nutzungen, Gefällen und Zehnten. Nach Auflösung des Kurstaates Mainz fiel Großheubach an das Großherzogtum Frankfurt. Bei der Länderneueinteilung 1814 durch den Staatsvertrag mit Österreich wurde Großheubach dem Königreich Bayern zugeordnet. Bis zum heutigen Tag ist es dabei geblieben:
Großheubach am Main, im Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken.
Im Jahre 1682 zählte der Ort nach einer alten Aufzeichnung 143 Mannschaften (Männer) und 149 Weibspersonen (Frauen) bei insgesamt 146 Herdstätten (Haushalte). Damit lag er in Bezug auf die Einwohnerzahl im damaligen Kreisgebiet an dritter Stelle hinter Miltenberg und Bürgstadt. 1837 zählte man in Großheubach 396 Familien mit 1903 Seelen, wie man es damals nannte. Von insgesamt 282 Häusern waren sechs als Massivhäuser und 276 als Fachwerkbauten ausgewiesen, außerdem neun Massiv- und 233 Fachwerkscheunen sowie drei Massiv- und 280 Fachwerkstallungen. Bis zum Jahre 1925 war die Einwohnerzahl bereits auf 2134 gestiegen (heute ca. 5200 Einwohner).
Neben der Landwirtschaft waren in früheren Zeiten die Haupterwerbszweige der Menschen die Gewinnung und Bearbeitung des reichlich vorhandenen Rotsandsteines sowie das Kupferschmiedehandwerk. In zwei Familien wird Letzteres noch gepflegt und bis jetzt vom Vater auf den Sohn vererbt. Dieses Handwerk würde heutzutage, allein betrieben, seinen Meister nur kümmerlich ernähren, weil der Handbetrieb mit der Großindustrie nicht mehr Schritt halten kann. deswegen führen die Kupferschmiede nebenbei noch Spengler-, Installateur- und Schlosserarbeiten aus. Außerdem haben die Familien noch ein Ladengeschäft dabei.
Unter der Herrschaft einer langen Reihe hoher Herren im damaligen "Grozzen Heydebach" wurde von den Wein- und Obstbauern die Seidenraupenzucht im Nebenerwerb betrieben. Auch Tabak wurde zeitweise angebaut. Bereits während des 11. Jahrhunderts hat sich der Weinbau entwickelt. Heute ist er zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig des Ortes geworden. Über Großheubach führen der bekannte fränkische Rotweinwanderweg und auch die Bocksbeutelstraße, geschätzt von vielen Wanderern.
Nach dem zweiten Weltkrieg und mit zunehmendem Wohlstand setzte in Großheubach ein Strukturwandel ein, der den Ort in den folgenden Jahren mehr und mehr zu einer beliebten Wohngemeinde werden ließ. Einige Geschichtliche Jahreszahlen zur Geschichte Großheubachs:
Großheubacher Geschichte auf dem Zeitstrahl
~ 1000 v. Chr. |
Urnenfelder Gräber |
~ 900 n. Chr. |
Erste Urkundliche Erwähnung |
~ 1200 n. Chr |
im Besitz der Herren von Klingenberg, der Herrn von Bickenbach und des deutschen Ritterorden |
~1300 |
1. Kapelle auf dem Engelberg |
1483 |
neuer Herr ist der Bischof von Mainz |
1612 |
Bau des historischen Rathauses |
1829 |
Franziskanerkloster auf dem Engelberg |
1896 |
Bau der heutigen Pfarrkirche |